Sprungziele
Inhalt
Datum: 27.04.2024

Echzell - Mit dem Auto auf der Römerstraße und ein Wehrgraben im Garten

Linden markieren heute die alten Römerstraßen und weisen auf ihre Bedeutung für die Wetterau hin.

Zu Römerzeiten lag Echzell direkt an der Grenze des Reiches, dem Limes. Die Bedeutung der Gegend lässt sich heute erahnen, wenn man auf der Landstraße unterwegs ist. Denn zwei historische Römerstraßen führen auf Echzell zu: die heutige L3412 und die K181. Diese Römerstraßen gelten als kulturhistorische Landschafts­elemente (KHLE). Nun sind sie und viele weitere Elemente aus dem Gebiet der Gemeinde Echzell in das digitale Kultur­land­schafts­kataster des Regional­verbandes FrankfurtRheinMain eingepflegt worden.

Das große Kastell von Echzell war dank gut ausgebauter Straßen exzellent verbunden. So kamen die dort stationierten Auxiliartruppen rasch an jeden Punkt des Wetteraulimes. Auch heute noch sind die Römerstraßen über viele Kilometer erhalten. Eine von ihnen verband Echzell mit Friedberg, eine andere führte nach Nordwesten in die nördliche Wetterau, wo das Kastell Arnsburg lag. Beide wurden um die Jahr­hundert­wende befestigt. Ende des 20. Jahrhunderts pflanzte man Linden, um auf sie aufmerksam zu machen. Nun sind sie schon von weitem sichtbar.

Ein Kulturhistorisches Landschafts­element aus dem Mittelalter ist der hufeisen­förmige Haingraben, auch „Grund“ genannt. Einst umgab er den kompletten Ort. Heute ist er nur noch zum Teil erhalten. Ursprünglich war der Graben zusätzlich mit „Gebück“, also mit dichtem Gestrüpp zum weiteren Schutz bepflanzt und wahrscheinlich von der Innenseite durch eine Palisade verstärkt. Der Haingraben war zum Schutz des Ortes künstlich angelegt worden. Die Namen „Haingärten“ und „Haingartenzins“ sowie Straßen­namen vor Ort halten die Erinnerung an den Haingraben wach. Der in Teilen noch sehr gut erkennbare Haingraben ist bis heute überwiegend im Privatbesitz, zum Teil durch öffentliche Graswege erschlossen und steht im südlichen Bereich unter Denkmalschutz.

Bei dem Brandweiher im Ortsteil Bisses handelt es sich um einen historischen Wassergraben, der später als Löschteich und heute als Angelteich genutzt wird. Er wird durch den Burggraben (ebenfalls ein kulturhistorisches Landschaftselement) gespeist. Ursprünglich handelte es sich um den Wassergraben der Burg Bisses. Die geringe Größe der Wasserfläche legt die Vermutung nahe, dass es sich nur um eine kleine Burg, eine sogenannte Motte, handelte. Mitte der 1990er-Jahre wurde der ringförmige Wassergraben zu einem Teich erweitert. Dabei wurde der in der Mitte liegende Burghügel herausgebaggert. So gingen die wenigen baulichen Reste der Burg verloren. Seit dem 19. Jahrhundert dient der Teich als Löschteich, worauf auch der Name „Brandweiher“ zurückzuführen ist. Der circa 1000 Quadratmeter 0,1 ha große quasi rechteckige Brandweiher ist gut zwei Meter tief, dessen Wehr ist noch intakt und in einem guten Zustand.

In der Tiefbaugrube "Römer- oder auch Steigerschacht" wurde von 1934 bis 1962 Braunkohle gewonnen.

Aus dem Industriezeitalter sind in Echzell ebenfalls Kulturhistorische Landschaftselemente erhalten: So wurde in der Horloffsenke Anfang des 19. Jahrhunderts bis Ende des 20. Jahrhunderts zunächst im Untertagebau und später oberirdisch Braunkohle im Tagebau gewonnen. Das erste Braunkohlebergwerk eröffnete Graf Vollrad von Solms-Rödelheim 1804. Bis 1913 wurde die Braunkohle zu 1 kg schweren Presssteinen verarbeitet und diente zur Stromerzeugung. Aus den Abbaugebieten entstanden Teufel- und Pfaffensee, die heute unter Naturschutz stehen.

In der Tiefbaugrube „Römer- oder auch Steigerschacht“, die sich zu beiden Seiten der heutigen K181 erstreckte, wurde von 1934 bis 1962 Braunkohle gewonnen. Sie diente ebenfalls überwiegend zur Stromerzeugung im Schwelkraftwerk Wölfersheim. Die zeitweilige Tagesleistung der Grube betrug 900 Tonnen bei 230 Personen Belegschaft. Die Stollen erstreckten sich unter der heutigen landwirtschaftlichen Flur bis nach Echzell-Gettenau.

Der Kohlebunker am Römerschacht ist ein seltenes Relikt des untertägigen Braunkohleabbaus in der Gemarkung. Der überwiegende Teil der Anlage, inklusive der Hochkippe und der Abbaulöcher wurde im Rahmen von Rekultivierungsmaßnahmen seit den 1960er Jahren eingeebnet. Diese Bereiche werden inzwischen wieder landwirtschaftlich genutzt.

Weitere Infos:

Der Regionalverband hat als erste Institution in Hessen damit begonnen, kulturhistorische Landschafts­elemente systematisch zu erfassen und darzustellen, damit diese wertvollen Zeitzeugnisse öffentlich bekannt gemacht und bei Vorhaben berücksichtigt werden. Dafür setzt sich die Abteilung Klima, Energie und Nachhaltigkeit seit vielen Jahren ein.

Vor wenigen Jahren sind die fünf Wetterauer Kommunen Echzell, Glauburg, Limeshain, Nidda und Ranstadt dem Regionalverband beigetreten. Inzwischen sind auch die Landschafts­elemente dieser Kommunen ins Kataster integriert.

Pressemitteilung zum Thema: https://www.region-frankfurt.de/index.php?object=tx,3255.5&ModID=7&FID=3255.1279.1

Hier geht es zum Kulturlandschaftskataster: www.kulturlandschaft-frm.de